Kleiner Verband setzt Akzente

Fünf Delegierte vertraten unseren Landesverband auf dem Verbandstag in Bonn. Fünf Journalisten, von denen einige auch das große Podium nicht fürchteten.

Hier ihre Eindrücke:

Michaela Skott

Die auf dem Verbandstag geführten Debatten zur Tarifpolitik und künftigen Struktur des DJV waren aus meiner Sicht richtig und wichtig. Auch, wenn insbesondere die Strukturdiskussion viel zu kurz gekommen ist. Hier sollten wir uns stets für eigenständige Landesverbände mit effektiven Strukturen stark machen. Den erneut vorgetragenen Wünschen großer (West)verbände, durch Fusion Geld zu sparen, habe ich mit Blick auf unsere eigene Identität und Mitgliederentwicklung eine deutliche Absage erteilt. Nicht zufrieden bin ich mit der Tatsache, dass künftig der Gesamtvorstand allein über die Errichtung, Auflösung und Zusammensetzung von Fachausschüssen entscheiden kann. Bisher war dies die Aufgabe des Bundesverbandstages. Die lebhafte Debatte zu dieser Thematik zeigte aus meiner Sicht, wie groß der Gestaltungswille der Delegierten an diesem Punkt ist. Leider ist unserem Änderungsantrag hierzu keine Zweidrittelmehrheit gefolgt - auch wenn in etwa die Hälfte der Stimmen des Verbandstages ein starkes Votum war. Gefreut hat mich, dass unsere Resolution zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten vor Krieg und Verfolgung einstimmig angenommen wurde. Wir mögen mit unseren fünf Delegierten zwar ein kleiner Landesverband sein, aber ich bin stolz, dass wir immer wieder eigene Akzente setzen können.

Mario Kriening

„99 Luftballons …“. Nein, nicht 99 sondern 200 Luftballons lassen die Delegierten zu Beginn des Bundesverbandstages in den Bonner Himmel steigen. „Journalismus ist kein Verbrechen“ steht auf den an den Ballons mitreisenden Postkarten. Adressiert an die türkische Botschaft. „Herr Erdogan, beenden Sie sofort die Verfolgung kritischer Journalisten. Führen Sie in der Türkei die Pressefreiheit wieder ein. Ohne freien Journalismus gibt es keine Demokratie.“ Ob sich Erdogan der Prächtige davon beeindrucken lässt? Einen Palast, der sich hinter dem Serail seines großen Vorbilds Süleyman nicht zu verstecken braucht, hat Erdogan schon. Mit seiner AKP will er die Alleinherrschaft, an der Wiedereinführung der Todesstrafe bastelt er schon und sein Traum von einem Osmanischen Reich …? Na ja und dann wäre da noch der Harem …

Lässt sich dieser Erdogan durch den Luftballon-Protest gegen die Journalistenverfolgung in der Türkei dazu bewegen, die gut 130 eingesperrten türkischen Journalisten freizulassen? Das kann man schlicht mit Nein beantworten. Auch Nena hatte in den 80ern die Pershings nicht verhindern können, geschweige denn die SS 20. Dennoch: Solch ein Protest ist wichtig. Er ist ein Akt der Solidarität mit den Kollegen in der Türkei. Es ist EIN Signal an die Öffentlichkeit, an die türkischstämmigen Bürger in Deutschland, an die politischen Entscheidungsträger. Wir deutsche Journalisten schweigen nicht, wenn türkische Kollegen entlassen, drangsaliert oder gar eingesperrt werden. Alle die, denen die Pressefreiheit, ja die Grundrechte existentiell wichtig sind, müssen den öffentlichen Druck verstärken. Denn: So können wir die demokratischen Kräfte in der Türkei unterstützen, auf dass das Land den Weg in die Demokratie zurückfindet. 

Nicolas Bernhard

Ein Verbandstag, vollgepackt mit durchaus wichtigen Themen - und ich glaube, wir haben auch als Landesverband wichtige Akzente setzen können. Michaelas Resolution für die Kollegen in Syrien, der von uns mitgetragene Beschluss, auf gemeinsame Flächentarifverträge nicht zu verzichten - die Forderung nach besseren Regelungen bei der Nutzung privaten Equipments im Auftrag der Redaktion - wir waren wohl mit die kleinste, daran gemessen aber wohl eine sehr wortstarke Abordnung ...

Impressionen vom Verbandstag 2016 (Fotos: Mario Kriening)

Newsletter

Cookie Einstellungen